Ich bin Maddy, 24 und habe nach meinem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr absolviert. Wie es dazu kam und welche Erfahrungen ich in dieser Zeit machen konnte, möchte ich heute gerne mit euch teilen.
Ich habe mein Abitur nach der damaligen G8-Regelung bereits nach der 12. Jahrgangsstufe in Niedersachsen abgeschlossen. Aufgrund der verkürzten Schulzeit wollte ich nicht direkt nach dem Abitur ein Studium oder eine Ausbildung anfangen. Nach den ganzen theoretischen Inhalten, die einem in der Schulzeit mitgegeben werden, wollte ich im Gegensatz dazu die Dinge anpacken und einmal von der praktischen Seite kennenlernen. Außerdem hatte ich, anders als viele meiner Mitabiturienten, die bereits einen Studienplatz an ihrer Wunschuni ergattert oder sich für „Work & Travel“ im Ausland entschieden hatten, keinen konkreten Plan für meine Zukunft und meinen beruflichen Werdegang.
Ich dachte mir daher, ein Ehrenamt wäre für mich eine gute Möglichkeit, um mich beruflich zu orientieren und gleichzeitig durch gesellschaftliches Engagement etwas Gutes zu tun.
Die erste Adresse für meine Suche war natürlich das Internet. Klassischerweise wird ein freiwilliges Jahr mit dem sozialen Bereich assoziiert, z.B. arbeitest du in der Schule, im Kindergarten oder im Altersheim. Doch je mehr Zeit ich mit meiner Recherche verbrachte, desto mehr Angebote fand ich auch für den ökologischen oder kulturellen Bereich.
Letztendlich habe ich die Stelle zu einem freiwilligen kulturellen Jahr angenommen, die die LKJ Niedersachsen (Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung Niedersachsen e.V.) angeboten hatte. Das Unternehmen, in dem ich mein freiwilliges kulturelles Jahr absolviert habe, war die Empore Buchholz GmbH. Dies ist ein Zentrum, welches das ganze Jahr über mehr als 200 Veranstaltungen von Comedy-Events, Kabaretts, Konzerten, Lesungen, Musical, Kleinkunst, Tanz, Theater u.v.m. organisiert.
Das Programmangebot ist breit gefächert und bietet für jede Altersgruppe das Richtige, weshalb auch mein Tätigkeitsbereich entsprechend vielseitig war. So habe ich während der Abendveranstaltungen beim Einlass die Tickets der Gäste überprüft, Garderobieren- und Abendkassendienst übernommen und den Merchandising-Stand betreut. In der Kartenverkaufsstelle habe ich tagsüber Kunden beraten und Tickets verkauft. Zudem konnte ich meine ersten Erfahrungen in Buchhaltung, Technik, Marketing und Kommunikation sammeln.
Mein freiwilliges kulturelles Jahr war 12 Monate lang und ich habe 40 Stunden in der Woche gearbeitet. Über das ganze Jahr habe ich an sechs Seminaren teilgenommen, die mit unterschiedlichster Dauer unter der Woche stattfanden. Die längsten Seminare haben fünf Tage gedauert. Zu den Seminaren kamen alle FSJler aus ganz Niedersachsen zusammen. Neben den vielen Einblicke in verschiedene Prozesse des Unternehmens bekam ich außerdem auch eine Aufwandsentschädigung für meine Tätigkeit während des FSJ. Die Höhe der Aufwandsentschädigung war für alle FSJler gleich und konnte gegebenenfalls durch einen bedingten Wohnortwechsel oder zu niedriges Einkommen mit Wohngeld aufgestockt werden.
Vor Antritt des freiwilligen Jahres hatte ich nur eine grobe Vorstellung, wie das kommende Jahr für mich aussehen könnte. Rückblickend kann ich sagen, dass meine Erwartungen mehr als übertroffen wurden. Ich konnte sowohl persönlich als auch beruflich wachsen und habe mich innerhalb eines Jahres so sehr weiterentwickelt wie noch nie. Das freiwillige Jahr hat mir dabei geholfen, Erfahrungen in beruflicher Hinsicht zu sammeln und eine Entscheidung bezüglich meiner Berufswahl zu fällen. Ich durfte meine Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen ausprobieren und es hat mir großen Spaß gemacht zu sehen, welch große Freude wir den Besucher*innen mit den Veranstaltungen bereiten konnten. Probiert es aus! Die Erfahrungen, die ich in diesem einen Jahr gesammelt habe, lassen sich durch Geld nicht aufwiegen.